Geld

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Ähnlich wie beim ungeklärten Wert-Problem überfluten uns die Ökonomen mit einer Vielzahl von Geld-Begriffen (Bargeld, immaterielles Buchgeld, Ersatzgeld, elektronisches Geld, gesetzliches Geld, Giralgeld, Kreditgeld, Zentralbankgeld). Das legt den Verdacht nahe, daß sie wie die Katze um den heißen Brei tanzen, ohne uns zu verraten, um was es sich eigentlich handelt. Anbei ein paar Zitate:
„Es ist erstaunlich, wie wenig das Geld eine adäquate wissenschaftliche Behandlung erfahren hat. HK,S.9 Das Geld ist vornehmliches Thema der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, aber kaum das Ziel einer vereinten Bemühung. Beide Forschungsbereiche nehmen aber nur sehr eingeschränkt voneinander Kenntnis. HK,S.11 Die Juristen gehen ziemlich stiefmütterlich mit ihm um. Die Volkswirtschaftler sind ebenfalls nicht bereit, es fachübergreifend zu untersuchen. HK,S.9 Das ist höchst unbefriedigend für diese rechtlich, ökonomisch und gesellschaftlich bedeutsame Erscheinung. HK,S.11 Es fehlt eine umfassende Theorie des Geldes. HK,S.16“
„Bis heute haben die verschiedenen ökonomischen Schulen keine adäquate Definition des Geldbegriffes vorgelegt oder sich auf eine Auslegung geeinigt. Das ist die größte Fehlleistung aller bisherigen Theorien, obwohl das Geld im Zentrum all ihrer Aussagen steht. So streiten sich die Ökonomen aller Lager um die grundlegendste Frage der Menschheit.“ Zarlenga, S. 297

historische Auffassungen zum Thema Geld

69 uZ Kaiser Vespian

„Non olet – Geld stinkt nicht!“ sagte Kaiser Vespian, als ihm sein Sohn die Besteuerung der öffentlichen Toiletten vorwarf. (Q: Kap, 1.Bd, Anm, S.849)

1767 James Steuart

„Money is any commodity, which purely in itself is of no material use to man for the purposes above-mentioned, but which acquires such an estimation, from his opinion of it, as to become the universal measure of what is called value, and an adequate equivalent for any thing alienable.“ J Steuart, 1767, zit v KM in Bullion, S.314

Übersetzung: Geld ist jede beliebige Handelsware, die an und für sich keinen materiellen Nutzen hat, aber welche eine Wertschätzung erfährt und zum universellen Maßstab für das geworden ist, was man Wert nennt, und ein adäquates Äquivalent für alle verkäuflichen Dinge.

Kommentar: Hauptsatz: nicht ganz richtig. Geld ist nicht jede beliebige Handelsware sondern jene, welche von (vielen) allen Menschen im Ein- und Austausch anerkannt wird. 1. Nebensatz: Der Nutzen des Geldes besteht darin, daß jeder Mensch eine Ware hat, die er selbst und andere Menschen zum tauschen verwenden. 2. Nebensatz: Das Geld erfüllt somit ein Bedürfnis der Menschen und hat damit einen individuellen und gesellschaftlichen Gebrauchswert. 3. Nebensatz: Bei einem Maßstab kommt es auf die zu vergleichende Eigenschaft an. Der gesellschaftliche Maßstab für die Länge ist der Meter. Das Urmeter selber ist ein Stab, mit einer von Menschen festgelegten Länge. Die Länge des Urmeter dient als Vergleichsmaßstab zum Messen aller anderen Längen. Die zum Vergleichen benutzte Eigenschaft des Urmeters ist seine Länge. Welche Eigenschaft des Geldes kann mit welcher Eigenschaft der anderen Waren verglichen werden? Die zu seiner Herstellung erforderliche Arbeitszeit. Das Geld ist also der Maßstab, die zum Vergleichen benutzte Eigenschaft ist die zu seiner Herstellung erforderliche Arbeitszeit. 4. Nebensatz: Das Geld ist dann ein adäquates Äquivalent, wenn die zu seiner Herstellung erforderliche Arbeitszeit genauso groß ist, wie die Arbeitszeit, welche zur Herstellung der zu verkaufenden Ware benötigt wurde.

1771 Pietro Verri

„Das Geld ist die allgemeine Ware.“ Verri, zitiert in KM1, S. 104, Fn 44

Vielleicht besser: Das Geld ist eine besondere Ware.

1776 Adam Smith

„Aus der Teilung der Arbeit geht hervor, daß Einer von der Ware des Anderen abhängt, d.h. die Notwendigkeit des Austauschs. Jeder bedarf außer seinem speziellen Produkt eine bestimmte Quantität einer allgemein akzeptierten Ware, wogegen er willig den Überfluß seiner Produktion austauscht.“ A Smith, p.6; zit v KM in Bullion, S.3

Der erste Satz ist noch richtig, der zweite bereits wieder falsch. Produzenten A und B können bestimmte Warenmengen W1 und W2 problemlos ohne eine dritte Ware W3 tauschen: W1 ⇔ W2.

„Aus verschiedenen Gründen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die Waren gegen eine dritte, gut teilbare Ware zu tauschen. Als dritte, allgemein akzeptierte und gut teilbare Waren haben sich die Edelmetalle Gold und Silber durchgesetzt. Anfangs wurden sie als Barren ohne Stempel und Zeichen nach ihrem Gewicht gegen die Waren getauscht, später gestempelt oder gemünzt.“ adapt durch IE, 2018

„Gold und Silber … sind die … verkörperten Tauschwerte der Produkte.“ KM in Bullion, S.3

Leider unterscheidet Marx die Bedeutung der Wörter Ware und Produkt nicht konsequent (Definitionen siehe Lexoekon). Mit dieser Nachlässigkeit könnte man noch Leben, aber leider vergißt Marx auch, uns zu erklären, was er unter Tauschwert versteht. Eine saubere Definition habe ich bei ihm bisher noch nicht gefunden, weshalb ich an dieser Stelle auf die zur Zeit einzig bekannte hinweisen möchte (siehe KonsiKon). Mit dieser Definition ist der oben zitierte Satz richtig: Die Produktwerte von Gold oder Silber sind die Tauschwerte der Waren.“

„Aber Gold und Silber hier nur noch die Form des allgemeinen Aequivalents, des allgemeinen Pfandes, da es selbst Ware ist und eine valeur intrinsique besizt. Gesellschaftliches Produkt.“ KM in Bullion, S.3/Z17

Kommentar: Äquivalenz bedeutet Gleichwertigkeit. Wenn die vergleichbaren Größen zweier Mengen gleich groß sind, dann sind sie äquivalent. Wenn ein Sack Mehl und ein Sack Kartoffeln gleich schwer sind, dann sind ihre Massen äquivalent. Aber welche Eigenschaft von Gold oder Silber wird mit welcher Eigenschaft der getauschten Warenmenge verglichen? Das Gewicht der Goldmenge mit dem Gewicht der Warenmenge? Nein! Gold und Silber sollen ein „valeur intrinsique“, einen inneren Wert besitzen. „Valeur intrinsique“ wird im Sinne einer Größe verwendet. Aber welche Eigenschaft repräsentiert diese Größe? Welche Einheit hat diese Größe? Und wenn der „valeur intrinsique“ die zu vergleichende Größe ist, dann muß auch jede Warenmenge einen „valeur intrinsique“ haben, sonst könnte man den „valeur intrinsique“ von Gold nicht mit dem „valeur intrinsique“ von Weizen vergleichen.

„Adam Smith erklärt die Notwendigkeit des Geldes aus der Notwendigkeit, den Überschuß des eignen Produkts zu tauschen. Die völlige Lösung des Prodzenten von der Beziehung auf die unmittelbare Brauchbarkeit des Produkts für ihn selbst also noch nicht vorausgesezt. Neben dem besonderen Produkt das allgemeine.“ KM,S.3/Z20

Kommentar: Als erstes möchte ich auf die Eigenheit der Ökonomen hinweisen (sowohl von Smith als auch von Marx), daß sie Gold und Geld völlig synonym füreinander verwenden. Marx sieht hier nur den Vorgang Ware ⇔ Gold. Die Notwendigkeit von Gold als Geld wird aus der Notwendigkeit abgeleitet, daß Produzent A den Überschuß der von ihm produzierten Waren gegen etwas tauschen will oder muß. Bereits der zweite Satz ist aber nicht mehr logisch: jeder, der etwas weg gibt, braucht es nicht mehr. Das dritte Paar Schuh hat für den Schuster keinen Gebrauchswert mehr, also tauscht er es gegen etwas anderes, was er braucht. Die Schuhe sind für Smith das „besondere Produkt“, das Gold das „allgemeine“ Produkt.

„So wurde das Geld bei allen civilisirten Völkern das allgemeine Handelsinstrument und die Waaren aller Art verkaufen und kaufen
sich, oder vielmehr tauschen sich aus, die eine gegen die andre durch seine Intervention.“ A Smith, p.6, zit v KM in Bullion, S.3/Z25ff

Kommentar: Die Waren werden nicht durch die Intervention des Goldes oder Geldes getauscht, sondern aufgrund der Gebrauchswertunterschiede die sie für die beiden Tauschpartner A und B haben (siehe Gebrauchswertbedingungen des Warentausches in der konsIkon).

„Zu bemerken:
1.) Eine Ware z.B. Gold oder Silber bekommt bei A Smith das Prädikat allgemeines Handelsinstrument, Werkzeug zu sein. Aber das allgemeine Handelsinstrument als Subjekt
hat noch keinen, von jedem wirklichen Produkt unabhängigen Ausdruck. Das Gold ist Geld. Aber das Geld sein ist eine Eigenschaft des Goldes. Das Geld für sich besizt kein von einem bestimmten Naturprodukt abhängiges Dasein.
2.) Das Gold und Silber in seiner Eigenschaft als Geld erscheint hier als Vermittler. Der Akt des Austausches verfällt in die
von einander unabhängiegn Akte des Kaufs und Verkaufs. Nachfrage
und Zufuhr. Notwendige Folge des Geldes also das Auseinanderfallen dieser beiden Akte , die sich zwar schließlich ausgleichen müssen, die
aber in jedem gegebnenMoment in Disharmonie, in Disproportion sein können. Mit dem Gelde also schon der Grund der Krisen gelegt.
3.) Obgleich hier der direkte Tauschhandel von Ware gegen Ware verschwindet, so findet doch immer noch eine Art vonTauschhandel statt, denn
Gold und Silber haben denselben prix naturel , wie die Waaren, deren Austausch sie vermitteln. Nur statt eines Tauschhandels finden 2 statt. So lange ungeprägte Gold und Silberbarren gegen Waaren ausgetauscht werden, erscheint es auch noch als reines Pfand; im gemünzten edlen
Metall bleibt der rohe Tauschhandel ebenfalls, nur auf einer höhern Stufe. Es interveniert immer noch ein wirklicher Tauschwert zwischen
den 2 andren.“ KM,S.4/Z4-25

Kommentar zu 1.)
Mittel zum Tauschen, oder Tauschmittel ist vielleicht besser als ´Werkzeug´. Ein Werkzeug ist ein Arbeitsgerät, ein Produktionsmittel, ein Hilfsmittel mit dem man etwas herstellt. Beim Tauschen wird aber nichts hergestellt, sondern bereits hergestellte Werke werden gegeneinander getauscht. Mit ´unabhängigen Ausdruck´ meint Marx hier möglicherweise den Produktwert, den er Zeit seines Lebens vergeblich gesucht hat. An dieser Stelle möchte ich auf seine Ausführungen zum Wertausdruck im Kapital hinweisen. Um hinter den Trugschluß des letzten Satz zu kommen, muß man erstmal die Verneinung übersetzen: Das Geld besitzt ein unabhängiges Dasein. An dieser Stelle muß man wiederum zwei Unterscheidungen treffen: meint Marx mit Geld wirklich Geld oder meint er damit Gold. Wenn er mit Geld wirklich Geld meint, ist seine Aussage falsch, denn jede x-beliebige reale Menge kann nur dann zu Geld werden, wenn es mindestens noch zwei andere reale Mengen gibt. Wenn es nur zwei reale Mengen gibt, kann man sie einfach gegeneinander tauschen: W1 ⇔ W2. Diese beiden Mengen sind quasi die Voraussetzung dafür, daß eine dritte Menge W3 zu Geld werden kann, um W1 und W2 dagegen tauschen zu können: W1 ⇔ G plus G ⇔ W2. Damit ist widerlegt, daß eine beliebige Menge G ein unabhängiges Dasein als Geld hat. Wenn Marx mit Geld aber Gold meint, wäre seine Aussage richtig, denn Gold besitzt ein völlig unabhängiges Dasein.

„Die Arbeit, fährt A. Smith fort, ist das Geld für den ursprünglichen Ankauf aller Dinge gezahlt. (p. 6, 7.) Aber man vertauscht, vergleicht öfter
Waren mit andren Waren als mit der Arbeit … Sobald das Geld das allgemeine Handelsinstrument geworden, jede Waare öfter mit Geld ausgewechselt als mit jeder andren Waare … Die Arbeit der Real, das Geld der Nominalwerth der Waaren. (p.7) Zu derselben Zeit und demselben Ort Real und Nominalpreis der Waaren identisch. In diesem Falle also das Geld
das exakte Maaß des Tauschwerths aller Waaren. (p. 8) Gold und Silber wechseln wie jede andre Waare beständig ihren Werth. ( p.7) Die Münzen enthalten bald mehr bald weniger reines Metall, (p.8) Oben hatten wir von Geld nur die Bestimmung des allgemeinen Tauschinstruments, hier des allgemeinen Werthmessers der Waaren. Aber als Münze von wechselndem Metallgehalt und als Metall von wechselndem Werth . Dieser Werthmesser bedarf also selbst wieder eines Maasses. Wie durch die Trennung in Kauf und Verkauf, so durch die wandelbare Natur des Maasses eine Unsicherheit in den Tausch her- … (Baustelle)“

1787 Amerikanische Verfassung

„Selbst die Gründungsväter der Amerikanischen Verfassung hatten kein Verständnis vom Wesen des Geldes.“ Zarlenga, S. 297

1865 Karl Marx im Kapital

„Die falschen Definitionen von Geld lassen sich in zwei Hauptgruppen teilen: solche, die es für mehr, und solche, die es für weniger halten als eine Ware. Zu leugnen ist übrigens nicht, daß die meisten neueren Nationalökonomen die Eigentümlichkeiten, welche das Geld von andren Waren unterscheiden nicht genug im Auge behalten haben“ Wilhelm Roscher: Die Grundlagen der Nationalökonomie, 3. Aufl., 1858, p. 207-210; zitiert in KM1, S. 107, Fn 49

Da man nichts anderes als zwei reale Mengen gegeneinander tauschen kann, muß Geld eine reale Menge sein. Da eine reale Menge zu einem Produkt wird, wenn zu seiner Herstellung menschliche Arbeit erforderlich ist. Da Geld ein Ergebnis menschlicher Tätigkeit ist, ist es ein Produkt. Da aus einem Produkt eine Ware wird, wenn es gegen ein anderes Produkt getaucht wird, ist Geld somit eine Ware.

„Geld ist eine Ware, eine bestimmte Ware mit der besonderen Funktion, allgemeines Äquivalent zu sein.“ K Marx: Das Kapital, S. 107

Äquivalenz setzt sich aus der lat. Vorsilbe äqui (dt. gleich) und valere (dt. wert sein) zusammen und bedeutet im deutschen so viel wie Gleichwertigkeit. Es bleibt offen, ob unter äquivalent zwei gleich große Größen verstanden werden (z.B. v1 = 100 km/h und v2 = 62 mph) oder zwei gleich große Größenwerte (m1 = 5 kg und m2 = 5 kg). Auf alle Fälle unterstellt Äquivalenz, daß Ware und Geld über eine Eigenschaft verfügen, die durch eine Größe ausgedrückt werden kann. Bei Gleichwertigkeit müssen diese beiden Größen somit einander gleich sein. Angenommen, die Größe hätte das Formelzeichen p, dann müßte pGeld = pWare sein. Analogie zur Masse: das Gewicht zweier Mengen ist dann gleich, wenn m1 = m2 ist. Geld muß eine Ware sein, da man Größen nicht miteinander tauschen kann. Versuchen Sie mal 1 kg gegen 1 Liter ohne die zugrundeliegenden realen Menge gegeneinander zu tauschen.

„Die erste Funktion der Geldware Gold besteht darin, der Warenwelt das Material ihres Wertausdruckes zu liefern1 oder die Warenwerte als gleichnamige Größen, qualitativ gleiche und quantitativ vergleichbare, darzustellen2. So funktioniert es als allgemeines Maß der Werte3 und nur durch diese Funktion wird Gold, die spezifische Geldware, zunächst Geld.“ KM1, s. 109

Die ökonomische Funktion einer Goldmenge X besteht darin, einen Produktwert zu haben, d.h. zu seiner bergbaulichen Gewinnung, Förderung und Aufbereitung wurde menschliche Arbeitszeit aufgewendet. Wird Gold gegen ein anderes Produkt getauscht, wird es zu einer Ware. Wenn Gold gegen jede andere Ware ein- und ausgetauscht wird, wird es zu Geld.
1 Das Gold liefert der Warenwelt nicht das Material ihres Wertausdruckes. Die Bestimmung des Warenwertes über die Gleichsetzung unterschiedlicher Mengen (x Ware A = z Gold) verstößt gegen das Prinzip der Inkommensurabilität unterschiedlicher Mengeneinheiten.
2 Mit Warenwert meint Marx hier am ehesten den Produktwert. Der Produktwert ist eine Größe mit einer Zeiteinheit als Grundeinheit. Jede Ware hat einen Produktwert, weil zur Herstellung jeder Ware menschliche Arbeitszeit aufgewendet wurde. Unter Qualität versteht man eine bestimmte Eigenschaft. Jede reale Menge hat eine Masse. Die Masse ist somit eine Eigenschaft, eine bestimmte Qualität der Natur. Die Zeit ist ebenfalls eine natürliche Eigenschaft der Natur. Somit sind die Produktwerte der Waren qualitativ gleich, weil alle Produktwerte auf die menschliche Arbeitszeit zurückführbar sind. Quantitativ vergleichbar heißt, daß ein Produktwert p1 = 1 Stunde mit einem Produktwert p2 = 2 h vergleichbar ist, weil beide Produktwerte in der gleichen Zeiteinheit angegeben werden.
3 Das Maß des Produktwertes (oder die Maßeinheit des Produktwertes) ist eine Zeiteinheit. Eine reale Menge (z.B. 1 g Gold) kann niemals die Maßeinheit einer Größe sein, weil Mengen und Größen völlig verschiedene Kategorien sind. Marx meint hier eher den Tauschwert der Waren. Da mit dem Vorgang W D G die individuelle Arbeitszeit des Warenproduzenten gesellschaftlich anerkannt wird, spricht Marx vom allgemeinen Maß der Werte. Beim Tausch der Waren W D G erkennt der Goldbesitzer mit dem Produktwert seiner Ware die Arbeitszeit des Produzenten A gesellschaftlich an. Beispiel: A sei der Hersteller eines hochwertigen Herrenanzuges, B ist Bergmann und fördert Gold. A und B kommen überein, den Herrenanzug gegen 5 mg Gold zu tauschen. Der Herrenanzug möge einen Produktwert von 10 h haben. In 5 mg Gold stecken 5 Stunden Arbeitszeit. B erkennt mit den 5 mg Gold fünf der zehn Arbeitsstunden vom Schneider gesellschaftlich an, da der Schneider anschließend mit den 5 mg Gold einkaufen gehen kann (G D W). Der Produktwert von 5 mg Gold ist sozusagen gesellschaftlich anerkannte Arbeitszeit, wenn Gold als Geld verwendet wird. Der Produktwert des Geldes stellt die gesellschaftliche Anerkennung der individuellen Arbeitszeit dar.

1908 Nationale Währungskommission der USA

„Ein Jahr nach dem Zusammenbruch des Finanztrust Knickerbocker am 22.11.1907 in New York berief der Amerikanische Kongreß eine Nationale Währungskommission ein. Vorsitzender der Kommission war der republikanische Senator Nelson Aldrich aus Rhode Island. Nach ausgiebigen Reisen zur Bank of England und der Deutschen Reichsbank, legte die Aldrich-Kommission einen Plan vor, der vom Kongreß 1912 zwar noch abgelehnt wurde, mit Gründung der FED im Jahre 1913 aber doch noch umgesetzt wurde. Von der Aldrich-Kommission wurden 24 Bände veröffentlicht, eine Definition des Geldes war jedoch nirgendwo zu finden.“ Zarlenga, S. 389 „Die National Monetary Commission (unter Vorsitz von Senator N.W. Aldrich) hielt eine Gelddefinition überhaupt nicht für notwendig.“ Zarlenga, S. 403

2001 Issing

„Da es keine eindeutige, allgemeinverbindliche Gelddefinition gibt, kann es auch keine einhellige Auffassung darüber geben, welche Größe als die ‚richtige’ Geldmenge anzusehen ist.” Geldtheoretiker Prof. Issing, zit in Kratzmann, S. 67

Herr Issing verwechselt Menge und Eigenschaften. Eine Geldmenge ist etwas anderes als eine Größe. Mengen und Größen sind völlig verschiedene Kategorien, die zueinander völlig inkomparabel sind, d.h. es gibt keine ‚richtige Geldmenge‘, um den Wert der Waren zu bestimmen! Oder andersherum: der Wert der Waren ist etwas anderes als eine Geldmenge!

2007 Fritz Helmedag

„Die Ökonomik hat es bisher nicht vermocht, einen allgemein akzeptierten Begriff des Geldes vorzulegen.“ F Helmedag in Knapps Enzyklopädisches Lexikon des Geld-, Bank- und Börsenwesens, Auflage 2007

Was ist das nur für ein Armutszeugnis. In der Schule bekommt man eine 5 (zu meiner Zeit die schlechteste Note für eine ungenügende Leistung), wenn man etwas nicht kann oder weiß – in der Ökonomie bekommt man dafür einen Professorentitel! Stellen Sie sich vor, ein Professor für Metallurgie wüßte nicht, was Metalle sind, oder ein Professor für Chemie wüßte nicht, was chemische Elemente sind.

2012 Stephen Zarlenga

„Die meisten Ökonomen vertreten die Auffassung, daß das Geld seinen Ursprung im Warenhandel zu suchen ist. Aufgrund bestimmter Eigenschaften wurde Gold und Silber zu jener besonderen Ware, die gegen jede andere Ware ein- und ausgetauscht werden kann. Gold und Silber hatten und haben einen hohen Produktwert, keinen anderen Gebrauchswert, als den zur Speicherung von Produktwert, gute Teilbarkeit, hohe Produktwertdicht (= Produktwert /Masse oder P/Volumen), gute Teilbarkeit wodurch sie auch gegen Waren mit geringem Produktwer tauschbar sind und eine hohe chemische Beständigkeit. Die andauernde Verwendung der Edelmetalle verstärkte ihre Rolle beim Warentausch, so dass es schließlich als allgemeines Geldgut akzeptiert wurde. Händler nahmen es bereitwillig an, da sie wußten, es zu einem späteren Zeitpunkt wieder gegen die gewünschte Ware tauschen zu können.“ Zarlenga: Mythos Geld, S. 19 ff

Herr Zarlenga betrachtet genau wie alle anderen Ökonomen die Wirtschaft ausschließlich vom Standpunkt des Handels und vergißt, daß das, was gehandelt wird, vorher produziert werden mußte. Handel ist außerdem etwas anderes als Austausch. Der Austausch beginnt beim Tausch Produkt gegen Produkt und wird durch den Zwischenschritt Geld nur in die beiden Teilvorgänge Produkt gegen Geld plus Geld gegen Produkt gespalten. Handel dagegen beginnt beim Kauf einer Ware, also Geld gegen Ware und endet beim Verkauf der Ware gegen Geld. Ausgangs- und Endpunkt des vollständigen Handelsvorganges ist das Geld, Ausgangs- und Endpunkt des Austausches sind die Produkte.

„Einige ökonomische Schulen treten besonders vehement für die wirtschaftliche Herkunft des Geldes ein, da sie die Regierungen gern von monetären Entscheidungen ausschließen wollen.“ Zarlenga, S.

Niemand anderes als die Produzenten stellen Produktwerte her, und niemand anders als der Konsument kann darüber entscheiden, ob er dieses Produkt gebrauchen kann oder nicht. Nur durch das Gebrauchswert-Urteil des Konsumenten kann die individuelle Arbeitszeit des Produzenten in gesellschaftlich anerkannten Produktwert überführt werden. Regierungen sind das Machtinstrument der herrschenden Schicht, und diese Schicht hat ganz andere Interessen, als die produzierende Klasse. Die herrschende Schicht will mehr konsumieren als sie selber produziert, und diese Produkte stellt niemand anderes her, als die produzierende Klasse. Diese so effektiv wie möglich auszubeuten und zu unterdrücken, ist die Aufgabe der heutigen Geldsysteme. Je nachdem, in Wesen Sinne ein Ökonom arbeitet, fallen seine Theorien aus.

„Obwohl die Theorie über die wirtschaftliche Herkunft des Geldes sehr plausibel erscheint, hält sie einer genaueren Überprüfung nicht stand. Sie setzt nämlich bereits hohe Entwicklungsstufen voraus, etwa die Anerkennung von Privateiigentum und Verträgen, sowie ein System zu deren Durchsetzung.“ Zarlenga, S.

Zarlenga verwechselt das Ei mit der Henne, die Ursache und mit der Wirkung. In einer Ursachen-Wirkungskette läuft die Frage nach der Entstehung des Geldes auf die Frage hinaus, was war zuerst da: Produktion, Handel oder Staat. Die Frage Produktion der Handel ist ganz einfach zu klären: Waren kann man erst dann handeln, wenn sie zuvor produziert (hergestellt) wurden. Also hat die Produktion das Primat. Dabei ist es völlig egal, ob man die Verhältnisse der Urgesellschaft untersucht oder die Verhältnisse in einer Sklavenhalterordnung, einem Feudalstaat oder im Kapitalismus. Geld setzt auf keinen Fall irgendwelche juristischen Institutionen voraus. Geld setzt einzig und allein zwei Produzenten voraus, die ihre Produkte in zwei Schritten tauschen: P-G und G-P. Geld ist zwar ein drittes Produkt, kann aber durchaus von Produzent 1 oder 2 hergestellt werden. Die Anerkennung von Privateigentum setzt ebenfalls keinen Staat voraus, sondern auch wiederum lediglich eine Mindestanzahl von 2 Personen. Wenn es nur eine einzige Person auf dieser Welt gäbe, bräuchte sie auch nicht das Eigentum einer anderen Person anerkennen, eben weil es diese zweite Person gar nicht gibt. Alle Gegenstände dieser Welt wären dann sozusagen das Privateigentum dieser einen Person. Eigentum ist doch lediglich ein Verhältnis zwischen einem Menschen und einem Gegenstand. Zu den ersten Wörtern die ein Kleinkind sagen kann, zählt das Wort „meine“, lange bevor das Kind überhaupt weiß, was ein juristisches Verhältnis ist. Das war bei dem kleinen, biblischen Adam genauso, wie bei der heutigen Eva. Eigentum spiegelt lediglich das Besitz-Bedürfnis eines Menschen wieder, nichts weiter, welches auch ohne jeden Staat existiert. Ebensowenig benötigt die Anerkennung des Privateigentums eines anderen den Staat. Das können die beiden ganz unter sich ausmachen. Genauso wie ich das Eigentum meines Nachbarn anerkenne, erkennt er mein Eigentum an. Auch eine eventuell auftretende Meinungsverschiedenheit bezüglich des Eigentumes an einem Gegenstand, kann von den beiden untereinander geregelt werden, was historisch und auch rezent der weitaus überwiegende Fall sein dürfte.

„Die entscheidende Frage ist, was dem Metallgeld seinen Wert verlieh.“ Zarlenga, S.

Der Produktwert des Geldes wurde ihm durch den arbeitenden Menschen verliehen. Der Produktwert ist die zur Herstellung notwendige Arbeitszeit. In einem Gramm Feingold mit einer Reinheit von 999/1000-tel stecken vielleicht 1000 Stunden menschliche Arbeitszeit, in 1 g Feinsilber vielleicht 100 h.

Querverweise

siehe Artikel Geldtheorie im Lexoekon
siehe Artikel Geld in der konsIkon