Ricardos Werttheorie

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zuvor

1656 Harrington´s Werttheorie
1690 Arbeitszeittheorie des John Locke

Hauptartikel (Ricardo´s Werttheorie von 1810)

„Der Wert der edlen Metalle hängt schließlich ab, wie der aller andern Waren, von der Totalquantität der Arbeit, nötig, um sie zu erhalten und auf den Markt zu bringen.“ David Ricardo: On the principles of political economy etc, p. 77, zit in KM, Kritik Pol Ök, S. 144, Fn 96
„Ricardo bestimmt zunächst den Wert des Goldes und Silbers wie den aller andern Waren, durch das Quantum der in ihnen vergegenständlichten Arbeitszeit.“ K Marx: Kritik der Pol Ök, Bd.13, S. 144 1

Zwischen Arbeit (bei Ricardo) und Arbeitszeit (bei Marx) besteht eben ein Unterschied. Arbeit ist eine Tätigkeit, Arbeitszeit ist eine Größe. ´Quantität´ bedeutet im Allgemeinen ein Vielfaches, also eine Zahl. Aber wahrscheinlich meint Ricardo mit ´Quantität der Arbeit´ die Arbeitszeit, womit er den Produktwert definiert hätte. Leider impliziert „auf den Markt zu bringen“ aber so etwas wie einen Austausch, wo der Tauschwert ins Spiel kommt, der aber nichts mehr mit dem Produktwert von Gold und Silber zu tun hat. Ricardo unterscheidet also nicht sauber zwischen diesen beiden Größen. Marx liefert hier hingegen eine saubere Definition des Produktwertes, geht aber nicht auf den Tauschwert ein. Dieser kommt hier aber wiederum durch die Verwendung des Wortes ´Waren´ ins Spiel. Weder Ricardo noch Marx scheinen sich also über den Unterschied dieser beiden Größen nicht bewußt gewesen zu sein. IE, 2013+2022

„In ihnen, als Waren von gegebenem Wert, würden die Werte der andern Waren gemessen.“ David Ricardo: On the principles of political economy etc, p. 77,180, 131, zit in KM, Kritik Pol Ök, S. 144

Der Produktwert von Gold und Silber ist nicht “gegeben”, sondern hängt von der darin steckenden, menschlichen Arbeitszeit ab. Der Produktwert der „anderen Waren“ wird durch die zu ihrer Produktion erforderlichen Arbeitszeit bestimmt – und nicht durch eine x-beliebige Gold- oder Silbermenge. Wird eine Warenmenge W1 gegen eine Goldmenge G getauscht, so ist der Produktwert von G gleich dem Tauschwert von W1. (tW1`:= pG). IE, 2013

„Die Quantität Geld, die in einem Lande angewandt werden kann, hängt von seinem Wert ab. Zirkulierte Gold allein, so wäre fünfzehnmal weniger davon nötig, als wenn Silber allein angewandt würde.“ Ricardo, l.c. p. 421. „Die Quantität der zirkulierenden Noten hängt ab von dem Betrag, der für die Zirkulation des Landes erheischt ist, und dieser ist geregelt durch den Wert der Maßeinheit des Geldes, den Belauf der Zahlungen und die Ökonomie in ihrer Realisierung.“ Ricardo, „Proposal’s for an economical and secure currency“, London 1816, p. 8, zit in KM: Kritik Pol Ök, S. 145, Fn 98

„Nach Ricardo wird der Wert des – metallischen – Geldes bestimmt durch die in ihm vergegenständlichte Arbeitszeit, aber nur solange die Quantität des Geldes im richtigen Verhältnis steht zu Menge und Preis der umzusetzenden Waren. Steigt die Quantität des Geldes über dies Verhältnis, so sinkt sein Wert, die Warenpreise steigen; fällt sie unter das richtige Verhältnis, so steigt sein Wert, und die Warenpreise fallen – bei sonst gleichbleibenden Umständen. Im ersten Fall wird das Land, wo dieser Überschuß von Gold besteht, das unter seinen Wert gesunkene Gold ausführen und Waren einführen; im zweiten wird Gold hinströmen zu den Ländern, wo es über seinen Wert geschätzt wird, während die unterschätzten Waren von dort zu andern Märkten fließen, wo sie normale Preise erzielen können. Da unter diesen Voraussetzungen „das Gold selbst, sei es als Münze, sei es als Barre, Wertzeichen von größerem oder geringerem Metallwert als seinem eignen werden kann, so versteht es sich, daß etwa zirkulierende konvertible Banknoten dasselbe Schicksal teilen. Obgleich die Banknoten konvertibel sind, also ihr Realwert ihrem Nominalwert entspricht, kann die Gesamtmasse des zirkulierenden Geldes, Gold und Noten (the aggregate currency consisting of metal and of convertible notes) appreziiert oder depreziiert werden, je nachdem ihre Gesamtquantität, aus den vorher entwickelten Gründen, über oder unter das Niveau steigt oder fällt, das durch den Tauschwert der zirkulierenden Waren und den Metallwert des Goldes bestimmt ist … “ KM: Das Kapital, Bd 3, S. 562
Kommentar von Marx zu dieser Theorie: „Den an derselben Stelle (KM: Kritik der Pol Ökonomie, MEW Band 13, S 147/148) geführten Nachweis von der Verkehrtheit dieser Ricardoschen Theorie brauchen wir hier (KM: Das Kapital, Band 3, S. 563) nicht zu wiederholen.“

Mein Kommentar: Arbeitszeit (was richtig gewesen wäre) hat Ricardo aber nicht gesagt, sondern: „Der Wert der edeln Metalle hängt schließlich ab, wie der aller andern Waren, von der Totalquantität der Arbeit, nötig, um sie zu erhalten und auf den Markt zu bringen.“ David Ricardo: On the principles of political economy etc, p. 77, zit in KM, Kritik Pol Ök, S. 144, Fn 96

Friedrich Engels über Ricardos Werttheorie: „Aus der Bestimmung des Warenwerts durch die in den Waren realisierte Arbeitsmenge leitet Ricardo die Verteilung des den Rohstoffen durch die Arbeit zugesetzten Wertquantums unter Arbeiter und Kapitalisten ab, ihre Spaltung in Arbeitslohn und Profit (d.h. hier Mehrwert). Die Ricardosche Schule scheiterte jedoch gegen 1830 am Mehrwert. Die beiden Punkte, an denen sie zugrunde ging, waren diese: 1.). Die Arbeit ist das Maß des Werts. Nun hat aber die lebendige Arbeit im Austausch mit dem Kapital einen geringern Wert als die vergegenständlichte Arbeit, gegen die sie ausgetauscht wird. Der Arbeitslohn, der Wert eines bestimmten Quantums lebendiger Arbeit, ist stets geringer als der Wert des Produkts, das von diesem selben Quantum lebendiger Arbeit erzeugt wird, oder worin dieses sich darstellt. Die Frage ist in dieser Fassung in der Tat unlöslich. Sie ist von Marx richtig gestellt und damit beantwortet worden. Es ist nicht die Arbeit, die einen Wert hat. Als wertschaffende Tätigkeit kann sie ebensowenig einen besondren Wert haben, wie die Schwere ein besondres Gewicht, die Wärme eine besondre Temperatur, die Elektrizität eine besondre Stromstärke. Es ist nicht die Arbeit, die als Ware gekauft und verkauft wird, sondern die Arbeitskraft. 2.). Nach dem Ricardoschen Wertgesetz produzieren zwei Kapitale, die gleich viel und gleich hoch bezahlte lebendige Arbeit anwenden, alle andern Umstände gleichgesetzt, in gleichen Zeiten Produkte von gleichem Wert und ebenfalls Mehrwert oder Profit von gleicher Höhe. Wenden sie aber ungleiche Mengen lebendiger Arbeit an, so können sie nicht Mehrwert oder, wie die Ricardianer sagen, Profit von gleicher Höhe produzieren. Nun ist aber das Gegenteil der Fall. Tatsächlich produzieren gleiche Kapitale, einerlei wie viel oder wie wenig lebendige Arbeit sie anwenden, in gleichen Zeiten durchschnittlich gleiche Profite. Hier liegt also ein Widerspruch gegen das Wertgesetz vor, den schon Ricardo fand, und den seine Schule ebenfalls zu lösen unfähig war…“ F Engels im Vorwort zu K Marx: Das Kapital, Bd2, S. 18ff

Mein Kommentar: Ricardo und Marx verwechseln Arbeit mit Arbeitszeit. Es muß richtig heißen: Die Arbeitszeit ist das Maß des Produktwertes. Worin Marx völlig irrt, ist die Annahme, daß der Kapitalist die Arbeitskraft (also den Arbeiter) kaufe. Obwohl der Arbeitsvertrag die Form des Austausches Ware  Geld verschleiert, kauft der Kapitalist im Grunde genommen die von seinem Arbeiter hergestellteWare. Der nächste Irrtum, sowohl von Ricardo als auch von Marx, besteht darin, daß „Kapitale etwas produzieren“. Nur der arbeitende Mensch kann etwas herstellen oder produzieren – nichts und niemand sonst außer ihm! Alles andere ist dann wieder richtig. Der Produktwert des Arbeitslohnes ist geringer als der vom Arbeiter geleistete Produktwert in Form seiner Arbeitszeit. Die Differenz zwischen Produktwert der Ware minus Produktwert des Lohnes ist der Mehrwert (pM = pA – pL), den sich der Kapitalist unentgeltlich aneignet. IE, 2012

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1830 currency principle (Link)

Marx über Ricardo´s Werttheorie

Marx über Ricardos Werttheorie in Bd.1, S. 5xx, Fn 60
Marx´sche Auseinandersetzung mit der Ricardo’schen Ökonomie (insbesondere den Ricardo´schen Definitionen von fixem und zirkulierendem Kapital) ab Das Kapital, Bd 2, S. 217
„Übrigens, wie man später sehn wird, hat auch Ricardo nirgends die falsche Smith´sche Analyse des Warenpreises, seine Auflösung in die Wertsumme der Revenuen widerlegt. Er kümmert sich nicht um sie und nimmt sie bei seinen Analysen soweit als richtig an, daß er von dem konstanten Wertteil der Waren „abstrahiert“. Er fällt auch von Zeit zu Zeit in dieselbe Vorstellungsweise zurück.“ KM: Das Kapital, Bd 3, S. 849, Fn 51